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Wie werde ich ein guter Tontechniker?

Veröffentlicht am: 05.10.2024
Geschrieben von: Stefan Schirjaev
Letztes Update am: 15.10.2024
Wie werde ich ein Guter Tontechniker Bild

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In diesem Artikel:

Die Faszination des Live-Sounds

Egal, ob Konzerte, Festivals oder Corporate Events – Live-Veranstaltungen können das Publikum emotional tief berühren. Als Tontechniker haben wir die Möglichkeit, einen entscheidenden Beitrag zu diesem Erlebnis zu leisten.
Jede Produktion ist einzigartig, was den Job unglaublich vielseitig und spannend macht. Gleichzeitig erfordert er jedoch auch einige Opfer.

In diesem Artikel möchte ich dir von meinen Erfahrungen als Tontechniker berichten und dir die Vorteile, Herausforderungen sowie die wichtigsten Fähigkeiten, die du für diesen Beruf benötigst, näherbringen.

Wie wird man Tontechniker?

Studium

Ein Weg in die Branche führt über ein Studium. Es gibt verschiedene staatliche Studiengänge, wie zum Beispiel den Studiengang „Ton und Bild“ an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Techniker mit einem solchen Studium treffe ich häufig, aber natürlich nicht ausschließlich, in Positionen im Ü-Wagen, in Tonstudios mit einem Fokus auf Klassik (da das Aufnahmeverfahren oft ein hohes Maß an musikalischem Wissen und Können erfordert) oder am Filmset.
Neben den staatlichen Angeboten gibt es auch zahlreiche private Hochschulen.

Vorteile:
  • Erwerb fundierter fachlicher Kompetenz.

Nachteile:

  • Oft ein sehr geringer Praxisanteil.

Mein wichtigster Tipp für alle, die diesen Weg einschlagen möchten:

Sammle so früh wie möglich Praxiserfahrung. Starte idealerweise als Stagehand oder absolviere Praktika bei Veranstaltungstechnik-Firmen. Dabei ist es nicht nur wichtig, das Material zu kennen, sondern auch die grundlegenden Abläufe zu verstehen, die bei jeder Produktion vorausgesetzt werden – von Logistik bis hin zu scheinbar einfachen Dingen wie: „Wie verwende ich Iso-Tape an einer Traverse, ohne dass mich danach jemand verflucht?"

Ausbildung


Ein weiterer Weg in die Branche ist die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Wichtig zu wissen ist, dass diese Ausbildung neben der Tontechnik auch andere Bereiche abdeckt, wie Elektrotechnik, Rigging, Lichttechnik, Videotechnik und Veranstaltungssicherheit. Mit einer einfachen Google-Suche findest du zahlreiche Betriebe in allen Größenordnungen, die Veranstaltungstechniker ausbilden.

Vorteile:

  • Du sammelst von Anfang an viel Praxiserfahrung.

Nachteile:

  • Die Qualität der Ausbildung hängt stark vom Betrieb ab.

Mein wichtigster Tipp für alle, die diesen Weg wählen möchten:

Wähle einen Betrieb, der eine große Bandbreite an Veranstaltungen in unterschiedlichen Größen bietet. Besonders wertvoll ist es, wenn der Betrieb einen umfangreichen und vielseitigen Materialbestand besitzt oder mit solchem Material arbeitet.

 

Quereinstieg
Auch ein Quereinstieg ist möglich. Da der Ausbildungsberuf noch relativ jung ist und erst seit etwa 1999 angeboten wird, trifft man viele ältere Kollegen, die keine klassische Ausbildung absolviert haben, aber durch jahrelange Erfahrung zu hervorragenden Technikern geworden sind. Ein Quereinstieg bietet sich besonders dann an, wenn du entweder durch deinen aktuellen Beruf bereits Nähe zur Veranstaltungsbranche hast oder dich privat intensiv mit dem Thema beschäftigt hast. Wenn du jedoch gerade frisch von der Schule kommst, rate ich dir dringend, einen der anderen beiden Wege zu wählen.

Vorteile:

  • Schneller Einstieg in die Branche.

Nachteile:

  • Keine offiziell anerkannte Qualifikation.
  • Erfolg ist stark von Kontakten abhängig.

Mein wichtigster Tipp für alle, die diesen Weg wählen möchten:

Abhängig von deinem aktuellen Kenntnisstand solltest du dich zunächst auf die Basics konzentrieren und praktische Erfahrungen sammeln. Vernetze dich mit Leuten aus der Branche, suche dir Mentoren und bilde dich kontinuierlich weiter.

Fazit
Es gibt viele Wege in die Branche, und keiner davon ist grundsätzlich richtig oder falsch. Jeder der oben beschriebenen Wege hat seine Vor- und Nachteile, die du selbst für dich abwägen musst.
 

Was solltest du grundlegend mitbringen?

Leidenschaft für das Thema: Warum Begeisterung der Schlüssel ist
Ich halte es für unerlässlich, eine starke Leidenschaft für Tontechnik mitzubringen, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Die Branche entwickelt sich rasant weiter – Mischpulte, Lautsprechersysteme und Netzwerktechnologien werden von Jahr zu Jahr komplexer. Ohne die Motivation, sich regelmäßig fortzubilden, verliert man schnell den Anschluss an diese Neuerungen.

Hinzu kommen die oft herausfordernden Arbeitsbedingungen: lange und unregelmäßige Arbeitszeiten, hoher Zeitdruck, und vieles mehr. Dazu später mehr.

Wenn du jedoch eine Leidenschaft für Musik und/oder technisches Equipment hast, ist das eine ausgezeichnete Grundlage, um in diesem Beruf erfolgreich und motiviert zu bleiben.

 

Fachwissen, das du dir schnellstmöglich aneignen solltest

Terminologie – „Mein Kollege hat nach einem "Speakon Spookie"gefragt. Was ist das eigentlich?“
Verschaffe dir so schnell wie möglich einen Überblick über das Material, mit dem du arbeitest, und lerne die gängigen Bezeichnungen. Selbst nach über 10 Jahren höre ich noch neue Begriffe für ein und dasselbe Objekt. Wenn du etwas nicht kennst, frag einfach nach – das tun auch Kollegen mit 40 Jahren Berufserfahrung.

Logistik – Lerne den richtigen Umgang mit Cases und wie man einen Sprinter, Truck usw. richtig belädt. Achte auf eine saubere Sortierung des Materials beim Aufbau. Die Logistik bei Veranstaltungen wird oft unterschätzt, doch eine saubere Organisation spart Stunden bei der Suche nach Equipment und Cases.

Signalfluss – Eine der grundlegendsten Fähigkeiten eines Tontechnikers. Das Verstehen von Signalflüssen ermöglicht dir eine effiziente und zielgerichtete Fehlersuche.

Analog/Digital – Verstehe die Grundlagen der Analog-Digital-Wandlung und umgekehrt. Welche Vor- und Nachteile haben analoge Signale im Vergleich zu digitalen Protokollen?

Grundlagen der Physik – Ein grundlegendes Verständnis von Schall ist essenziell. Wie breitet sich Schall aus? Wie interagieren Schallwellen miteinander und mit ihrer Umgebung?

Netzwerktechnik – Grundkenntnisse in Netzwerktopologien sind ebenfalls wichtig. Wie programmiere ich ein VLAN? Wie baue ich ein einfaches lokales Netzwerk für Audioanwendungen?

Signalverarbeitung – Begriffe wie Gain, dB, Threshold, Attack, Release, HPF, Q-Faktor etc. müssen dir vertraut sein. Noch wichtiger: Du musst wissen, wie man diese Parameter richtig anwendet.

Wenn du ein gutes Verständnis der oben genannten Themen hast, bildet das eine solide Grundlage, auf der du kontinuierlich aufbauen kannst.
Ein Überblick über Software
Du wirst in jeder Audioumgebung um verschiedene Software-Lösungen nicht herumkommen. Hier ist eine kleine Übersicht von Programmen, die du dir teilweise kostenfrei herunterladen kannst, um erste Erfahrungen zu sammeln. Viele Hersteller bieten ausführliche Dokumentationen und Schulungsmaterialien an. Diese Liste ist nur ein Einstieg und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
  • Dante: Dante Controller, Dante Virtual Soundcard (DVS)
    Dante Controller wird verwendet, um Dante-Netzwerke zu managen. Mit der Dante Virtual Soundcard kannst du deinen Computer in ein Dante-Netzwerk einbinden.
  • L-Acoustics: Soundvision, LA Networkmanager
    Soundvision ermöglicht die Simulation von Beschallungssituationen und die Prüfung, ob das Lautsprecherdesign den Anforderungen entspricht. Das Ergebnis kann in den LA Network Manager exportiert werden, um das System zu steuern.
  • d&b audiotechnik: ArrayCalc, R1
    Ähnlich wie bei L-Acoustics: ArrayCalc dient der Simulation, R1 ist die Steuerungssoftware.
  • Meyer Sound: MAPP 3D, Compass
    Auch hier: Mit MAPP 3D werden Simulationen erstellt, Compass dient der Systemsteuerung.
  • Shure: Wireless Workbench (WWB)
     Wireless Workbench ermöglicht das Frequenzmanagement bei Drahtlossystemen.
  • Sennheiser: Wireless System Manager (WSM)
    Sennheisers Pendant zur WWB von Shure.
  • QLAB
     Ermöglicht das Triggern von Audio-, Video- und MIDI-Signalen und vieles mehr.
  • Mischpult Offline Editoren und File Converter
    Dienen der Vorbereitung von Show-Files und ggf. der Konvertierung. Die Programme sind einfach auf den Herstellerwebseiten zu finden.

  • DAW's: ProTools, Reaper, Logic etc.
    Dienen dem Aufnehmen und Abspielen von Audiospuren und bieten noch viele weitere Funktionen.

  • Messsoftware: Smaart, SysTune etc.
    Ermöglicht verschiedene Audiomessungen, die zur Optimierung von Beschallungssystemen verwendet werden.
Zwischenmenschliche Fähigkeiten: Warum Soft Skills genauso wichtig sind
Wir kennen alle das Klischee vom schlecht gelaunten Tontechniker, der wirkt, als würde er seinen Job und alle Menschen auf der Produktion hassen. Aber wie viel Wahrheit steckt wirklich dahinter? Aus meiner Erfahrung resultiert schlechte Laune oft daraus, dass vor dem Job nicht klar genug kommuniziert wurde und die Erwartungen des Künstlers oder Kunden nicht vollständig besprochen wurden.

Welche Fähigkeiten sind also entscheidend, damit sowohl wir als Tontechniker als auch unsere Gegenüber zufrieden sind?

Kommunikationsfähigkeit
Ein guter Tontechniker kann klar und respektvoll mit anderen Technikern, Künstlern, Veranstaltern und sogar Besuchern kommunizieren und zusammenarbeiten. Dabei ist es wichtig, Verantwortungsbereiche deutlich zu definieren und Erwartungen klar zu vermitteln, um Missverständnisse zu vermeiden. Eine präzise Kommunikation sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit und beugt Konflikten sowie Missverständnissen professionell vor.
 
Stressresistenz und Flexibilität
Live-Veranstaltungen sind prädestiniert dafür, dass auch mal etwas schiefgehen kann. Natürlich tun wir im Vorfeld alles, um das durch Redundanzen und Tests zu vermeiden. Sollte trotzdem etwas nicht wie geplant laufen, ist es wichtig, dass ein guter Techniker die Ruhe bewahrt. Es hilft enorm, wenn man sich vor der Veranstaltung alle möglichen "Points of Failure" anschaut und sich bereits vorher überlegt, wie man beispielsweise bei einem Ausfall eines Geräts reagiert. So wird die Fehlerbehebung beschleunigt, und es geht schneller weiter, ohne in der Stresssituation erst nach einer Lösung suchen zu müssen.

Ein kleines Beispiel:

Die Show beginnt, und nach dem vierten Song hörst du plötzlich ein Störgeräusch aus den Lautsprechern.
Beim Soundcheck ist dir bereits aufgefallen, dass das Kabel am Kick-Drum-Mikrofon nicht gut verriegelt war.
Das ist eine typische Situation, in der der sogenannte "Confirmation Bias" (Bestätigungsfehler) ins Spiel kommt. Weil du von Anfang an eine Vermutung hast, woran es liegen könnte, konzentrierst du dich bei der Fehlersuche auf dieses Kabel am Mikrofon. Dabei übersiehst du möglicherweise andere, offensichtliche Hinweise, dass das Problem eine andere Ursache haben könnte.

Um das zu vermeiden, ist es wichtig, jede Fehlersuche möglichst unvoreingenommen zu starten und keinen Schritt auszulassen.

Zeitmanagement
Zusätzlich zur guten Kommunikation und Stressresistenz ist auch ein effektives Zeitmanagement eine entscheidende Fähigkeit für Tontechniker, insbesondere bei komplexen Live-Produktionen. Oftmals sind strikte Zeitpläne einzuhalten, sei es beim Aufbau, Soundcheck oder während der Show. Wer gut organisiert ist und Aufgaben priorisieren kann, sorgt dafür, dass alle Abläufe reibungslos und pünktlich ablaufen. So bleibt auch in hektischen Momenten genug Raum für unvorhergesehene Herausforderungen.
 
Teamfähigkeit
Produktionen jeder Größenordnung funktionieren nur reibungslos, wenn viele kleine Zahnräder ineinandergreifen. Ein guter Techniker bemüht sich, Synergien mit anderen Technikern und sogar anderen Gewerken zu schaffen. Achte darauf, deine Kollegen zu unterstützen und ihnen durch deine Arbeit nicht unnötig das Leben zu erschweren.

Bestehe gleichzeitig freundlich, aber bestimmt auf die Anforderungen, die du brauchst, um deinen Job gewissenhaft und professionell ausführen zu können. Grundsätzlich gilt: Sei einfach jemand, mit dem man gerne zusammenarbeitet. Besonders auf langen Produktionen oder Tourneen verbringt man enorm viel Zeit mit den Kollegen.

Kundenerwartung managen
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Management der Kundenerwartungen. Als Tontechniker steht man häufig zwischen den künstlerischen Vorstellungen, den Anforderungen der Produktion und den tatsächlichen technischen Möglichkeiten. Hier ist es entscheidend, realistisch zu vermitteln, was machbar ist, und Lösungen zu finden, die allen Seiten gerecht werden. Dies erfordert nicht nur technisches Wissen, sondern auch diplomatisches Geschick und die Fähigkeit, alternative Ansätze vorzuschlagen, ohne dabei die Wünsche des Künstlers oder der Produktion aus den Augen zu verlieren.
 
Sprachkentnisse
Da man häufig mit internationalen Gastproduktionen zusammenarbeitet und die Veranstaltungsbranche stark global ausgerichtet ist, sind solide Englischkenntnisse in Wort und Schrift unerlässlich. Sie ermöglichen nicht nur eine reibungslose Kommunikation mit Künstlern und Technikern aus dem Ausland, sondern sind auch entscheidend für das Verständnis technischer Dokumentationen, Softwareanwendungen und Fachbegriffe, die oft nur auf Englisch verfügbar sind.

Rollen von Tontechnikern auf großen Produktionen

Zunächst sei gesagt, dass je nach Größe der Veranstaltung eine Person mehrere Rollen übernehmen kann oder auch umgekehrt. Hier eine vereinfachte und unvollständige Übersicht der Verantwortungsbereiche bei Großveranstaltungen:
 
FOH (Front of House) - Techniker
Der FOH-Techniker (auch Operator genannt) mischt in der Regel den Sound für das Publikum. Bei Veranstaltungen mit mehreren Künstlern, die eigene FOH-Techniker haben, unterstützt der lokale FOH-Operator seine Gastkollegen dabei, das Hauspult optimal für deren Bedürfnisse anzupassen, Showfiles zu laden oder in Zusammenarbeit mit dem Systemtechniker Übergabepunkte für ein mitgebrachtes Mischpult bereitzustellen.
Ein guter FOH-Techniker ist bestens mit dem Hauspult vertraut und unterstützt freundlich Kollegen, die dieses Pult nicht kennen. Außerdem besitzt er ein tiefes musikalisches Verständnis und ist versiert im Umgang mit Klangbearbeitungswerkzeugen wie Equalizern, Kompressoren, Gates, dynamischen Prozessoren und Effektgeräten.
 
Monitor-Techniker
Der Monitor-Operator ist für den Sound auf der Bühne verantwortlich. Er erstellt individuelle Mixe für verschiedene Ausspielwege wie In-Ear-Kopfhörer für Künstler oder Bühnenlautsprecher (Wedges) für Moderatoren. Außerdem unterstützt er maßgeblich Gastproduktionen und fungiert als "Audio-Chef" auf der Bühne.
Ein guter Monitor-Techniker kommuniziert klar und sicher mit den Künstlern, strahlt Ruhe aus und arbeitet eng mit dem FOH-Techniker zusammen. Er bildet die Kommunikationsbrücke zwischen Bühne und FOH. Wie der FOH-Techniker verfügt auch der Monitor-Techniker über exzellente Kenntnisse in der Klangbearbeitung.
 
Systemtechniker
Der Systemtechniker sorgt dafür, dass das gesamte Beschallungssystem einwandfrei funktioniert und akustisch auf die Umgebung abgestimmt ist.
Ein guter Systemtechniker hat ein tiefgreifendes Wissen über Systemdesign und Optimierung, kennt die physikalischen Gegebenheiten der Umgebung und arbeitet eng mit dem FOH-Techniker zusammen, um ein gleichmäßiges Hörerlebnis für das gesamte Publikum zu gewährleisten.
 
PA-Techniker
Der PA-Techniker arbeitet eng mit dem Systemtechniker zusammen und ist für den Aufbau des Beschallungssystems verantwortlich.
Ein guter PA-Techniker ist mit dem verwendeten System vertraut und sorgt dafür, dass sicherheitstechnische Aspekte beim Aufbau beachtet werden. Schließlich hängt er möglicherweise mehrere hundert Kilo Lautsprecher über dem Publikum auf.
 
UHF-Techniker
Der UHF-Techniker kümmert sich um das Frequenzmanagement der Drahtlossysteme bei der Produktion.
Ein guter UHF-Techniker verfügt über umfangreiches Fachwissen rund um Drahtlossysteme und reagiert schnell auf mögliche Störungen.
 
Bühnentechniker / Mikrofonierer
Der Bühnentechniker ist für das Patching und das Mikrofonieren auf der Bühne verantwortlich.
Ein guter Bühnentechniker hat einen exzellenten Überblick über den Signalfluss auf der Bühne und behebt Probleme schnell oder vermeidet sie schon im Vorfeld.

Ein paar praktische Tipps

  • Schau dir bereits im Vorfeld die Pläne und technischen Anforderungen genau an. Achte darauf, ob dir mögliche Probleme oder Engpässe auffallen, die du im Vorfeld vermeiden kannst. Je nach deiner Rolle auf der Produktion könntest du schon eine Simulation des Beschallungssystems oder ein Pult-File vorbereiten, um später Zeit zu sparen.

  • Wenn möglich, wirf einen Blick auf die Materialliste. Gibt es Geräte oder Equipment, die dir unbekannt sind? Informiere dich im Vorfeld darüber und prüfe, ob sie für deine Aufgaben relevant sind. So vermeidest du Überraschungen und bist bestens vorbereitet.

  • Falls du in einer Planungsrolle bist, dokumentiere alles präzise und verständlich. Deine Kollegen vor Ort sollten deine Überlegungen und Planungen schnell nachvollziehen können, damit die Umsetzung reibungslos verläuft.

  • Plane immer mindestens eine Backup-Lösung ein. Egal ob für Funkstrecken, Mischpulte oder Signale – ein Backup rettet dich im Ernstfall vor großen Problemen und gibt dir die Sicherheit, dass der Ablauf nicht ins Stocken gerät.

Die Vorteile

Hier sind die Dinge, die ich an diesem Job Liebe.

Menschen 
In diesem Job begegnet man unglaublich interessanten Menschen, von welchen die meisten ihrer Leidenschaft folgen. Ob bei spannenden Gesprächen nach der Arbeit oder lustigen Interaktionen währenddessen – man knüpft Bekanntschaften, die halten.
 
Momente
Auch wenn diese Erfahrungen mit der Zeit etwas von ihrer anfänglichen Romantik verlieren, sollte man sich dennoch bewusst machen, dass man oft hautnah an Momenten beteiligt ist, für die andere Menschen viel Geld ausgeben würden, um sie zu erleben. Ob magische Konzertmomente, packende Sportveranstaltungen oder inspirierende Masterclasses – man wird Teil einzigartiger Erlebnisse.
 
Vielfalt
Kein Tag gleicht dem anderen, und jeder Job bringt neue Herausforderungen mit sich. Langweilige Momente sind selten, und gerade deshalb vergehen auch lange Tage oft überraschend schnell.
 

Die Nachteile

Der Beruf des Tontechnikers bringt, wie bereits weiter oben erwähnt, nicht nur spannende, sondern auch herausfordernde Aspekte mit sich. Hier möchte ich einige dieser negativen Seiten näher beleuchten.
 
Arbeitszeiten
Tontechniker arbeiten oft dann, wenn andere Freizeit haben. Wochenend- und Feiertagseinsätze sind keine Seltenheit. Dazu kommt die Unregelmäßigkeit: Mal beginnt man früh morgens, mal erst spät am Abend. Lange Arbeitstage mit sehr intensiven Schichten gehören ebenfalls dazu. Wer stark auf geregelte Routinen angewiesen ist, könnte Schwierigkeiten haben, sich mit diesen flexiblen und oft chaotischen Arbeitszeiten abzufinden.
 
Reisen
Der Job erfordert in der Regel eine hohe Reisebereitschaft. Für Menschen, die gerne unterwegs sind, klingt das zunächst wie ein Vorteil. Allerdings sollte man bedenken, dass die Arbeit oft wenig Zeit lässt, um die bereisten Orte wirklich zu erleben. Häufig bleibt es bei kurzen Aufenthalten und einem limitierten Blick auf das, was man als Tourist gern erkunden würde.
 
Familie & Freunde
Die Zeit, die man mit Familie und Freunden verbringt, wird unweigerlich knapper. Besonders bei längeren Produktionen im Ausland oder Tourneen im Nightliner ist es unvermeidlich, dass man wichtige Ereignisse wie Geburtstage oder Familienfeiern verpasst. Dies erfordert häufig viel Verständnis vonseiten der Angehörigen und Freunde, da man oft zu den unpassendsten Zeiten abwesend ist.
 
Körperliche Belastung
Der Job bringt häufig auch eine hohe körperliche Belastung mit sich. LKWs müssen be- und entladen, Cases gehoben, geschoben und "getippt“ werden. Auf großen Produktionen kommen zudem lange Laufwege zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen hinzu, was die körperliche Beanspruchung weiter erhöht. Wer nicht körperlich fit ist, könnte je nach Aufgabenbereich Schwierigkeiten bekommen, den Anforderungen dieses Jobs dauerhaft gerecht zu werden.

Fazit

Der Beruf des Tontechnikers ist zweifellos faszinierend und bietet die Möglichkeit, kreative Prozesse hautnah mitzuerleben und technische Lösungen für großartige Live-Erlebnisse zu entwickeln. Der Mix aus Technik, Musik und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen macht diesen Beruf einzigartig. Gleichzeitig ist der Job anspruchsvoll und verlangt nicht nur technisches Fachwissen, sondern auch hohe Flexibilität, Stressresistenz und eine solide körperliche Verfassung.

Die Arbeitszeiten und die hohe Reisebereitschaft fordern viel persönliches Engagement und die Bereitschaft, auf geregelte Routinen und private Verpflichtungen zu verzichten. Wer jedoch die nötige Leidenschaft mitbringt, gut kommunizieren und unter Druck ruhig bleiben kann, wird mit spannenden Projekten und der Möglichkeit belohnt, unvergessliche Erlebnisse für Künstler und Publikum zu schaffen.


Dieser Artikel wird kontinuierlich aktualisiert, um den Beruf des Tontechnikers bestmöglich abzubilden. Ich freue mich über Feedback, sei es zu zusätzlichen Aspekten, die noch ergänzt werden sollten, oder zu Punkten, bei denen jemand anderer Meinung ist. Austausch hilft, den Artikel weiter zu verbessern und eine umfassende Perspektive auf diesen vielseitigen Beruf zu bieten.

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Autor

Ich bin seit über 10 Jahren im Bereich der Tontechnik tätig, spezialisiert auf Live-Sound mit Fokus auf FOH und System Engineering. Im Studio arbeite ich als Mixing- und Mastering-Engineer. Meine Leidenschaft gilt der stetigen Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten und dem Austausch von Wissen, um Produktionen klanglich auf das nächste Level zu bringen – sei es bei Live-Events oder im Studio.

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