Zum Hauptinhalt springen

Gängige Audioprotokolle im Studio und Live Sound – Was du wissen musst!

Veröffentlicht am: 30.09.2024
Geschrieben von: Stefan Schirjaev
Letztes Update am: 06.10.2024
Audioprotokolle Einfach Erklärt Thumbnail

Diesen Artikel teilen

In diesem Artikel:

Die Bedeutung von Audioformaten und Übertragungsprotokollen

Ob im Studio oder im Live-Bereich – In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die gängigsten Audioformate und Protokolle, die in der professionellen Audiotechnik verwendet werden, und erläutern, mit welchen Kabeltypen sie verbunden werden und welche Spezifikationen sie mit sich bringen.

Analoge Audiosignale

Der Hauptunterschied zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Signalübertragung liegt in der Art und Weise, wie das Audiosignal über das Kabel übertragen wird und wie es mit mgölichen Störeinflüssen umgeht.
  • Symmetrische Signalübertragung:
    Hier werden zwei Signalleitungen verwendet, die beide das Audiosignal übertragen, jedoch mit umgekehrter Polarität (also eine positive und eine negative Version des Signals). Zusätzlich gibt es eine Masseleitung. Am Empfangsgerät werden die beiden Signale wieder in Phase gebracht, wodurch Störungen, die sich unterwegs auf beide Leitungen gleich auswirken, herausgefiltert werden. Dies macht symmetrische Verbindungen viel weniger anfällig für Störgeräusche und ideal für längere Kabelstrecken. 
    Typische Verbindung: XLR oder TRS (Stereo-Klinke).

  • Unsymmetrische Signalübertragung:
    Bei unsymmetrischen Verbindungen gibt es nur eine Signalleitung und eine Masseleitung. Störungen, die auf dem Weg auftreten, wirken sich direkt auf das Signal aus, da keine Phasenumkehr zur Unterdrückung der Störungen möglich ist. Deshalb sind unsymmetrische Verbindungen anfälliger für Brummen und Rauschen, besonders über längere Strecken. Sie werden meist für kürzere Kabelverbindungen verwendet. 
    Typische Verbindung: TS (Mono-Klinke) oder RCA (Cinch).

Kurz gesagt: Symmetrische Übertragungen sind stabiler und störungsresistenter, besonders über lange Distanzen.

Hier nun einmal die gängisten im Überblick:

XLR (Symmetrisches Signal)

  • Verwendung: Mikrofone, Lautsprecher etc.
  • Kabeltyp: i.d.R. XLR-Kabel (3-polig, symmetrisch)
  • Beschreibung: XLR ist der Standard für symmetrische Audiosignale in der professionellen Audiotechnik. 

TRS/Klinke (Symmetrisch oder unsymmetrisch)

  • Verwendung: Instrumente, Studiomonitore, Kopfhörer
  • Kabeltyp: Klinkenkabel (6,35 mm, 3,5 mm)
  • Beschreibung: TRS-Klinkenkabel können sowohl symmetrische als auch unsymmetrische Signale übertragen. Sie sind in vielen professionellen und Consumer-Audioanwendungen zu finden, z.B. für Instrumente, Kopfhörer und Studiomonitore.

RCA (Cinch, Unsymmetrisch)

  • Verwendung: Heim-Audio, Hi-Fi-Systeme, ältere Geräte, DJ Mischer
  • Kabeltyp: RCA-Kabel (2-polig, unsymmetrisch)
  • Beschreibung: RCA-Kabel werden in der Regel für unsymmetrische Signale verwendet und finden sich häufig in älteren Hi-Fi-Systemen, Plattenspielern oder Consumer-Audio-Anwendungen. 

Instrumentenkabel (TS, Unsymmetrisch)

  • Verwendung: Gitarren, Bass, Keyboards
  • Kabeltyp: Klinkenkabel (6,35 mm)
  • Beschreibung: Unsymmetrische TS-Klinkenkabel sind der Standard für Instrumentenverbindungen wie E-Gitarren und Bass. Sie übertragen ein Monosignal und sind aufgrund der fehlenden Symmetrierung anfälliger für Störgeräusche, vor allem bei langen Kabellängen.

Digitale Audioformate im Studio

ADAT (Alesis Digital Audio Tape)

  • Verwendung: Studio, Mehrkanal-Audioübertragung
  • Kanäle: 8 Kanäle bei 48 kHz, 4 Kanäle bei 96 kHz
  • Kabeltyp: Optisches TOSLINK-Kabel
  • Beschreibung: ADAT ist ein optisches Format, das mehrere Kanäle in hoher Qualität über ein Lichtwellensystem überträgt. Es wird oft in Studio-Setups für Mehrkanalaufnahmen eingesetzt oder um die Kanalanzahl bei Audio Interfaces beispielweise mit externen Mikrofonverstärkern zu erweitern.

AES/EBU (Audio Engineering Society/European Broadcasting Union)

  • Verwendung: Studio, Live Sound
  • Kanäle: 2 Kanäle
  • Kabeltyp: XLR-Kabel  (3-polig, symmetrisch, 110 Ohm wichtig bei langen Kabellängen)
  • Beschreibung: AES/EBU ist ein gängiger Standard in der digitalen Audiotechnik und nutzt XLR-Kabel zur Übertragung von zwei digitalen Audiokanälen. Es wird in Studios und Live-Umgebungen verwendet.

S/PDIF (Sony/Philips Digital Interface Format)

  • Verwendung: Studio, Heim-Audio
  • Kanäle: 2 Kanäle
  • Kabeltyp: Koaxialkabel (Cinch) oder optisches TOSLINK-Kabel
  • Beschreibung: S/PDIF wird für die Übertragung von digitalen Audiodaten zwischen Geräten wie CD-Playern, Audioreceivern und Soundkarten verwendet. Es ist eine weit verbreitete Schnittstelle für den Consumer- und semiprofessionellen Bereich.

Netzwerkbasierte Audioformate und Protokolle für Live Sound

Dante (Digital Audio Network Through Ethernet)

  • Verwendung: Live Sound, Installationen, Broadcast
  • Kanäle: Bis zu 512 Audiokanäle über ein Netzwerk
  • Kabeltyp: CAT5e, CAT6 Ethernet-Kabel
  • Beschreibung: Dante überträgt eine hohe Anzahl an Audiokanälen über Standard-Ethernet-Kabel mit niedriger Latenz und wird weltweit in Live-Umgebungen, Broadcast-Anwendungen und Installationen eingesetzt.
    Allen die Interesse daran haben ihre Netzwerk-Skills insbesondere im Bezug auf Dante zu verbessern, kann ich das Dante Certification Programm wärmstens ans Herz legen.

MADI (Multichannel Audio Digital Interface)

  • Verwendung: Live Sound, Studio, Broadcast
  • Kanäle: 56 oder 64 Kanäle
  • Kabeltyp: Koaxialkabel (BNC) oder Glasfaserkabel
  • Beschreibung: MADI wird für die Übertragung vieler Audiokanäle über lange Distanzen genutzt und bietet eine zuverlässige Möglichkeit für die Anbindung von Audiogeräten über Glasfaser oder Koaxialkabel.

AVB (Audio Video Bridging)

  • Verwendung: Live Sound, Installationen
  • Kanäle: Bis zu 512 Kanäle
  • Kabeltyp: CAT5e, CAT6 Ethernet-Kabel
  • Beschreibung: AVB bietet eine synchrone Übertragung von Audio und Video über Standard-Netzwerke mit garantierter Bandbreite. Es wird vor allem in AV-Installationen und Live-Sound-Anwendungen verwendet.

Übersicht: Analoge vs. Digitale Formate

MerkmalAnaloge SignaleDigitale Formate
Typische Formate XLR, TRS, RCA, TS Dante, MADI, AES/EBU, ADAT
Übertragungsmedien XLR-, TRS-, TS-, RCA-Kabel Ethernet (CAT5e, CAT6), Glasfaser, BNC
Anzahl der Kanäle 1-2 Kanäle 2-512 Kanäle
Störanfälligkeit Höher, besonders bei unsymmetrischen Signalen Gering, besonders bei Glasfaser
Latenz Keine Variiert
Signalqualität über Distanz Verlust über längere Distanzen Stabil über große Distanzen
 

Fazit: Der richtige Weg durch die Welt der Audioprotokolle

Die Wahl des richtigen Audioformats oder Übertragungsprotokolls hängt stark von den Anforderungen der jeweiligen Situation ab. In professionellen Studio-Setups sorgen digitale Formate wie ADAT oder AES/EBU für zuverlässige Mehrkanalübertragungen in hoher Qualität, auch Dante findet man vermehrt in "mehr-räumigen" Studio Installationen vor. Für den Live-Bereich sind netzwerkbasierte Protokolle wie DanteMADI, AES/EBU oder AVB entscheidend, da sie viele Kanäle effizient über große Distanzen übertragen können.

Analoge Signalverbindungen, wie XLR oder TRS, bleiben für viele Anwendungen wichtig, besonders für Mikrofonverbindungen und Instrumente, da sie einfache, direkte Signalwege bieten. Der Unterschied zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Übertragungen ist dabei zentral: Symmetrische Verbindungen sind störungsresistenter und werden für professionelle Anwendungen bevorzugt, während unsymmetrische Verbindungen für kürzere Strecken im Heim- oder Consumer-Bereich ideal sind.

Insgesamt bietet die heutige Audiotechnik eine breite Palette an analogen und digitalen Formaten, die alle ihre spezifischen Vor- und Nachteile haben. Die Entscheidung hängt dabei oft von den Anforderungen an Kanalanzahl, Signalqualität und Störanfälligkeit ab – ob im Studio oder im Live-Einsatz.

Zum Anfang

Diesen Artikel teilen

Autor

Ich bin seit über 10 Jahren im Bereich der Tontechnik tätig, spezialisiert auf Live-Sound mit Fokus auf FOH und System Engineering. Im Studio arbeite ich als Mixing- und Mastering-Engineer. Meine Leidenschaft gilt der stetigen Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten und dem Austausch von Wissen, um Produktionen klanglich auf das nächste Level zu bringen – sei es bei Live-Events oder im Studio.

Links

Newsletter

Dir gefällt dieser Beitrag?
Melde dich für den Newsletter an.

Dieses Feld ist erforderlich.
Ungültige Eingabe
Bitte bestätige die Datenschutzerklärung.